Die Pflege von Kakteen und anderen Sukkulenten im Mai

Nach den letzten kalten Nächten wird es jetzt hoffentlich mit dem Frost vorbei sein.

Aufstellung im Freien

Wenn es auch mit Arbeit für den Kakteenpfleger verbunden ist, einige Kakteen fühlen sich über die Sommermonate im Freien wohler. Deshalb empfiehlt sich für die Vertreter der Gattungen Rebutia, Sulcorebutia, Echinopsis, Trichocereus und auch so manchen Echinocereus eine Aufstellung im Freiland. Dort können sie je nach Wetterlage von Anfang oder Mitte Mai bis zum Oktober verbleiben. Wer dafür ein Frühbeet mit abnehmbaren Fenstern hat, ist klar im Vorteil, da es bei ungünstiger Witterung nochmal geschlossen werden kann. Solche „Freigänger“, entwickeln sich oft deutlich besser als Pflanzen, die ganzjährig im Gewächshaus stehen.
Gerade die stärkeren Temperaturschwankungen, das Mehr an Licht, das Fehlen von Hitzestaus, sowie nicht zuletzt der morgendliche Tau und die ständige Luftbewegung tun den Kakteen gut.

Sukkulenten in der Somerfrische©DornenPROJEKT.de
Sukkulenten in der Somerfrische©DornenPROJEKT.de

Auch bei den anderen Sukkulenten gibt es einige, die aus dem Gewächshaus ausgeräumt werden können, die frische Luft lieben und im Freien an vollsonnigen Plätzen um einiges besser gedeihen als im Gewächshaus. Dazu gehören beispielsweise Vertreter der Gattungen Adromischus, Aeonium, Haworthia oder auch die schwergewichtige Agaven, Aloen und Yuccas. Am besten die Pflanzen zuerst für zwei bis drei Tage an einem schattigeren Platz unterbringen, gut wässern und sie langsam an das Sonnenlicht zu gewöhnen.

Sukkulenten in der Blumenampel

Sukkulenten die in einer Blumenampel gepflegt werden, können am Ast eines Baumes aufgehängt werden, vielleicht in Begleitung einiger Tillandsien. Insbesondere epiphytische Kakteen, z. B. Epiphyllum, Rhipsalis, und Schlumbergera, fühlen sich im Halbschatten eines Baumes sehr wohl. Zur Aufhängung von Sukkulenten und Tillandsien eignet sich Spaliere, alternativ auch ein Gitter aus einer Estrichmatte / Armierungsgitter aus dem Baumarkt.

http://www.kaktusmichel.de/Dornenprojekt/
http://www.kaktusmichel.de/Dornenprojekt/

Platz an der Hauswand

Eine Aufstellung direkt an einer Hauswand bietet, abhängig von der Hauptwindrichtung, Schutz vor übermäßigem Regen. Auch die vom Mauerwerk tagsüber gespeicherte Wärme, die in den Nachtstunden langsam abgegeben wird, ist dem Gedeihen vieler Sukkulenten förderlich.

Pflege in der Zimmerkultur:

Da es jetzt wieder wärmer wird, neigen viele dazu, ihre Kakteen am Fensterbrett stärker zu gießen. Aber Pflanzen, die in einem Übertopf stehen können da leicht „ertrinken“. Grundsätzlich sind Übertöpfe riskant. Wer der schöneren Optik wegen darauf nicht verzichten will, sollte kleine Steine, Tongranulat oder etwas Styropor auf den Grund des Übertopfs legen und dafür das Ziergefäß etwas größer wählen. Dadurch stehen die Wurzeln nicht ständig im überschüssigen Wasser und man kann seitlich in den Topf sehen und kontrollieren, ob das Wasser zu lange in Übertopf steht.

Einfache Gießmethode, dass anstauen

Anstauen ist eine Möglichkeit, das Gießen einfacher und weniger zeitaufwendig zu gestalten. Dazu stellt man mehrere Töpfe in eine flache Schale oder Wanne. Das Gießwasser wird dann in diese Schale bzw. Wanne gegeben und von den darin stehenden Töpfen aufgesogen. Wasser, das nach ein bis zwei Stunden noch übrig ist, muss entfernt werden.

Allgemeine Pflege

Der traditionelle Zeitpunkt für das Ausräumen der Pflanzen sind die Tage nach den Eisheiligen. Jedoch können auch nach der „kalten Sophie“ (15. Mai) noch Nachtfröste auftreten. Da die Kälte dann meist nur ein paar Stunden anhält, kann man sich leicht behelfen, indem man eine Decke, ein Vlies oder ähnliches bereithält, womit man die Pflanzen im Falle von Frost über Nacht abdecken kann.

Gartenvlies eignet sich auch ganz hervorragend zum Schattieren, wenn die Pflanzen am Anfang zu stark durch die Sonne gestresst werden. Ein paar Steine zum Beschweren auf die Ecken der Abdeckung gelegt und der Vlies fliegt nicht so leicht davon.

Immer noch Umtopfen

Das Ausräumen, sollte man auch dafür nutzen, um zu kontrollieren, ob die Kakteen umgetopft werden müssen. Auch wenn die Überwinterungszeit für Umtopfkationen optimal ist, so kann dies auch jetzt noch erledigt werden.

Oft werde ich gefragt, ob Ton- oder Kunststofftöpfen der Vorzug zu geben sei?

Vorzug von Kunststofftöpfen

Aufgrund ihrer vielen Vorteile bevorzuge ich Kunststofftöpfe:
Sie sind günstig in der Anschaffung, deutlich leichter als Tontöpfe, einfacher zu reinigen, beim Umtopfen problemlos zu entfernen und es gibt sie in vielen Formen und Größen. Nachteilig ist, dass sie früher oder später spröde werden. Beim Transport oder Hochheben können dann die Ränder abbrechen, was zu einer Verletzung des Pflegers oder der Pflanze führen kann.

Die Pluspunkte von Tontöpfen

Aber auch Tontöpfe haben positive Aspekte. Einer davon ist, dass die Temperatur im Inneren bei Sonneneinstrahlung gleichmäßiger und zudem generell kühler ist. Im Freiland sind sie haltbarer und aufgrund ihres Eigengewichts auch standsicherer.
Einen entscheidenden Unterschied gibt es beim Wurzelwachstum:
Da Wurzeln immer in Richtung des abfließenden Wassers wachsen (dorthin, wo sich die Nährsalze anreichern), streben sie bei Tontöpfen in Richtung Topfwand (während sie in Kunststofftöpfen gleichmäßig verteilt sind) und haften an dieser an. Beim Entfernen aus Tontöpfen, werden die Wurzeln daher meist geschädigt und man muss länger warten, bis die Schäden wieder verheilt sind.

Oft muss bei der Umtopfaktion, auch der Tontopf zerschlagen werden damit die Pflanze befreit werden kann. Ungünstig sind in diesem Fall auch Töpfe die oben
schmäler sind als am Grund.

Zeit zum Düngen

Auch Kakteen und andere Sukkulenten benötigen Nährstoffe, wollen also gedüngt werden. Anstatt ein paarmal im Jahr zu düngen, enthält mein Gießwasser im Zeitraum Ende April bis Anfang August immer Dünger, jedoch in einer reduzierten Konzentration (etwa 0,5 Gramm Düngesalz je Liter Wasser, entspricht 0,5 ‰). So muss ich mir keine Gedanken machen, wann wieder zu düngen ist.

Pfropfen von Kakteen und Sukkulenten

Der Zeitraum von Mai bis Anfang August ist optimal für das Pfropfen von Kakteen und anderen Sukkulenten, auch Veredeln genannt. Beim Pfropfen werden zwei unterschiedliche Pflanzen miteinander verbunden. Die untere Pflanze, die im Substrat wurzelt, wird als Unterlage, die Pflanze, die darauf gepfropft wird, als Pfröpfling bezeichnet. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum gepfropft wird: Um Sämlinge langsam wachsender Arten schneller treiben zu lassen und eher zur Blüte zu bringen, um wurzelempfindliche Arten einfacher kultivieren zu können, um chlorophyllarme Pflanzen zu erhalten oder kranke Pflanzen zu retten.

Als Unterlage wählt man Pflanzen gut wüchsiger und unempfindlicher Arten aus, die am besten schon einen Tag vorher kräftig gewässert wurden.
Die Unterlage kann eine bewurzelte Pflanze, ein Steckling oder Sämling sein.
Gepfropft werden Sämlinge, Abschnitte von Cristaten, einzelne Warzen, Teilabschnitte von Rippen oder ein Trieb. Die Größe der Unterlage richtet sich nach dem Leitbündeldurchmesser des Pfröpflings: Leitbündel von Unterlage und Pfröpfling müssen aufeinander passen.

Als Unterlage kommen sehr viele Kakteenarten, aber auch andere Sukkulenten infrage:

Geeignete Propfunterlagen

Pereskiopsis spathulata für das Pfropfen von Sämlingen,

– viele Trichocereen, u. a. Trichocereus spachianus, T. pasacana und T. macrogonus eignen sich als Unterlage für viele Kakteenarten,

Echinocereus reichenbachii oder Opuntia polyacantha für winterharte Pedio- und Sclerocacteen,

– auf Hylocereus undatus werden oft Gymnocalycium, Astrophytum oder auch Pflanzen mit Chlorophyllschäden gepfropft,

Ferocactus glaucescens ist eine gute Unterlage für Astrophytum caput-medusae,

– die Wurzelknollen von Ceropegia woodii eignen sich für empfindliche Ceropegien und andere Ascleps,

Oleander für das Pfropfen von Adenium-Arten und

Euphorbia canariensis ist eine gute Unterlage für viele in Kultur als schwierig geltende sukkulente Wolfsmilchgewächse.

Sauberkeit beim Veredeln

Beim Pfropfen strikt auf Hygiene achten, um insbesondere auch die Übertragung von Viren zu vermeiden! Dazu gehört das Desinfizieren des Schneidewerkzeugs (z. B. mit Spiritus). Beim Pfropfen sowie für die Dauer den Verwachsen von Pfröpfling und Unterlage sollte es nicht zu kalt sein.
Die Tagestemperatur sollte möglichst über 20 °C betragen.

Verschiedene Propfmethoden

Es gibt zahlreiche unterschiedliche Pfropfmethoden, über die man seitenweise Artikel schreiben kann.
Ein toller Bericht stand im Journal der AG Echinopsisybridenfreunde.
Ich will daher an dieser Stelle das Verfahren nur grob skizzieren:

Von der Unterlage wird die Triebspitze mit einem waagrechten Schnitt mit einem scharfen Messer entfernt. Den austretenden Pflanzensaft an der Schnittstelle mit dem Messerrücken abschaben. Die Schnittränder der Unterlage werden abschrägt, um zu verhindern, dass der Pfröpfling beim Abtrocknen der Schnittfläche von den hochstehenden Triebrändern abgehebelt wird.

Während des Arbeitens muss man verhindern, dass die Schnittfläche abtrocknet. Deshalb lässt man bis kurz vor der Pfropfung eine dünne Scheibe des vorher abgeschnittenen Teils auf der Unterlage liegen. Dann wird der Pfröpfling präpariert. Handelt es sich dabei um eine ganz Pflanze, wird das untere Drittel des Körpers mitsamt der Wurzeln abgeschnitten. Man entfernt nun die dünne Scheibe von der Unterlage und setzt den Pfröpfling auf die Unterlage. Durch Drehen und leichtes Andrücken wird die Luft zwischen den Schnittflächen entfernt. Es ist darauf zu achten, dass die Leitbündel von Unterlage und Pfröpfling übereinander liegen. Verrutscht der Pfröpfling später, muss noch einmal nachgeschnitten und der Pfröpfling neu positioniert werden

Damit Unterlage und Pfröpfling gut miteinander verwachsen, muss der Pfröpfling für einige Zeit auf die Pfropfstelle gedrückt werden. Hierzu können Bänder, an deren Enden Gewichte befestigt sind, vorsichtig über den Pfröpfling gelegt werden oder der Pfröpfling mittels Gummibändern, die unter den Topf herumgeführt werden, angepresst werden. Eine weitere Möglichkeit ist ein sogenannter Pfropfapparat. Abhängig von der Größe des Pfröpflings und der Schnittfläche, dauert es bis zu einer Woche, bis der Pfröpfling mit der Unterlage verwachsen ist.

Sämlinge sind empfindlicher und vertragen keinen großen Druck. Sie halten oft schon durch ihr Eigengewicht und die Adhäsionskraft des Pflanzensafts zwischen den Schnittflächen.

Behandlung nach dem Pfropfen

Bis der Pfröpfling angewachsen ist, werden die Pfropfungen an einen warmen, aber schattigen Platz gestellt. Ist der Aufwand von Erfolg gekrönt, dann ist schon nach wenigen Tagen ein Zuwachs an der aufgepfropften Pflanze zu erkennen. Viele Unterlagen neigen zum Sprossen. Diese Nebensprosse müssen regelmäßig entfernt werden, da sie in Konkurrenz zum Pfröpfling stehen und diesem Wasser und Nährsalze entziehen.

Substratwechsel beim Neukauf

Oft werden im Frühjahr wieder neue Kakteen für die Sammlung erstanden. Gerade Anfänger kaufen diese gerne im Supermarkt oder Gartencenter. Diese Schnäppchen aus Massenkultur sitzen meist in reinem Torf. Dieser ist für die Weiterkultur ungeeignet, da er nach dem Austrocknen nur sehr schwer wieder Wasser aufnimmt. Am besten ist es, die neu erworbenen Exemplare sogleich auszutopfen und zu enttorfen.
Je nach Beschaffenheit des Torfsubstrates lässt es sich im trockenen Zustand ausschütteln oder in Wasser auswaschen. Danach die Wurzeln mehrere Tage abtrocknen lassen, damit die Wunden am Wurzelwerk verheilen können, und dann die Pflanzen in eine geeignetes Kakteensubstrat einpflanzen.
Übrigens ist es sowieso besser, nur ein oder zwei verschiedene Substrate in der Sammlung zu verwenden, dies macht es leichter einen Gießrhythmus zu finden.

Nach dem Umtopfen – wie stets!
Erst mindestens eine Woche warten, bis wieder mit dem Gießen begonnen wird.

Weiterlesen in meinem Blog die Pflege im Juni

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