Ein Gewächshaus für die Kakteen

Wer seine Kakteen Jahr für Jahr vom Keller oder den Dachboden in den Garten trägt und die ganze Prozedur im Herbst in die Gegenrichtung startet, für den ist mein Vorschlag sicher nicht so abwegig.

Statt Urlaub ein Gewächshaus aufstellen?

Einmal auf den Urlaub verzichten und das Geld für ein Gewächshaus ausgeben. Jedoch sind im Vorfeld einige Punkte zu klären. Gehört das Grundstück, auf dem das Gewächshaus aufgestellt werden soll, Ihnen? Sonst hat der Vermieter ein Wort mitzureden. Wie groß darf das Gewächshaus sein? Dies bitte mit dem zuständigen Bauamt ihres Wohnortes abklären. Maßgeblich für die Größe ist der umbaute Raum, in der Regel sind bis zu 30 m³ ohne Genehmigung möglich. Der Abstand zum Nachbarn und die Firsthöhe sind dabei ebenfalls zu klären. Manchmal ist es auch eine Frage des Brandschutzes, wenn beispielsweise ein oberirdischer Gastank auf dem Gelände steht. Leider hat in Deutschland jedes Bundesland hierzu seine eigenen Vorschriften. Wenn alle behördlichen Fragen geklärt sind, geht es an die konkrete Planung.

● WAMA Gewächshaus Modell Midi 80
● Seitenhöhe 1,50m / Firsthöhe 2,29m
● Standardausstattung dieses Modells:
– Abschließbare Tür (B 0,80m x H 1,90m), in der Höhe teilbar, Türanschlag rechts
– Dachrinnen mit Fallrohren (links und rechts jeweils 1 Dachrinne mit 1 Fallrohr)
– 6 Dachfenster, manuelle Fensteraufsteller
– Passende Klemmleisten zur sturmsicheren Befestigung der Verglasung, Farbe weiß
● Kompletteindeckung mit 16mm Stegdreifachplatten (U-Wert: 2,3 und Lichtdurchlässigkeit: 76%)
● Optional dazu bestelltes Zubehör:
– Pflanz- und Arbeitstische Größe: 124 x 63 x 92cm (ArtNr PT20602) ohne Einsätze

Vor dem Kauf die Planung!

Wer sein Gewächshaus im Winter beheizt, tut gut daran, ein Fundament zu graben und mit Beton auszugießen und dies gut zu isolieren. Ein Eigenbau ist bei genügend vorhandenen Heimwerker-Fähigkeiten machbar, jedoch meist nicht günstiger. Auf jeden Fall unbedingt vorher eine Kostentabelle für den Materialbedarf aufstellen und die anfallenden Kosten mit dem Preis eines Gewächshauses von der Stange vergleichen, oft sind diese preiswerter. Auch den eigenen zeitlichen Aufwand und Helfer einplanen.

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Soll das Gewächshaus im Winter beheizt werden?

Bei der Materialauswahl immer die späteren Heizkosten im Auge behalten. Hier spielt der U-Wert (früher K-Wert) eine große Rolle. Dieser Wärmedurchgangs-Koeffizient beschreibt die Dämmeigenschaft eines Materials. Je höher der Wert, desto mehr müssen Sie für Heizkosten einplanen. Hier auch noch ein weiterer Blogbeitrag dazu von mir. Eine Mehrausgabe für bessere Isolierung amortisiert sich meist in kürzester Zeit. Zur Auswahl stehen Einfachverglasung, Doppelverglasung, aber auch Doppelsteg- oder Dreifachstegplatten aus Polycarbonat/Plexiglas. Die Einfachverglasung ist das günstigste in der Anschaffung und eignet sich eher für im Winter unbeheizte Gewächshauser bestückt mit winterharten Kakteen und anderen Sukkulenten. Sonst wird der Aufwand für die Isolation für den Winter jedes Jahr im Herbst sehr hoch. Doppelverglasung ist sehr teuer und die Scheiben haben ein enormes Gewicht. Deshalb sollten Doppelstegplatten  von mindestens 16 mm Dicke angestrebt werden. Sowohl die 16 mm oder auch 32 mm haben genügend Stabilität bei jedem Wetter und halten auch mal eine größere Schneelast problemlos aus. Alternativ dazu gibt es Folien-Gewächshäuser, ebenfalls in verschiedenen Größen. Vorteile dieser Häuser sind der geringe Anschaffungspreis, keine Probleme bei Hagelschauer und der schnelle Aufbau. Nachteil bei der Variante mit nur einer Folienschicht, geringe Isolierwerte kurze Lebensdauer der Folie, stärkere Windanfälligkeit und Probleme durch Schneelast.

Aber auch hier besteht die Möglichkeit, sich ein Gewächshaus mit einer Doppelschichtfolie anzuschaffen. Diese haben nicht nur eine höhere Stabilität, sondern sind durch die Luft, die zwischen die Folienschichten geblasen wird auch sehr gut Wärme isoliert. Hier noch ein paar Denkanstöße für die Planung eines Gewächshauses. Es gibt thermisch getrennte Aluprofile, das bedeutet, sie haben fast keine Kältebrücke zwischen drinnen und draußen. Doch diese Profile kosten eine Stange Geld. Lassen Sie sich am besten beim Händler die Wärmeverbrauchswerte errechnen und wägen sie ab, ob die Mehrausgabe für diese Profile sich rechnen.

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Kleine Wärmebedarfs Rechnung aus meinem Buch.

ISBN: 9783494016009 Kakteen und Sukkulenten Michael Januschkowetz

Der Wärmebedarf lässt sich mit folgender Formel errechnen:
Wärmebedarf in Watt = Außenfläche in m² x den U-Wert x Temperaturdifferenz in °C
Das bedeutet beispielhaft:
Bei einem Gewächshaus betragen die
Länge 4 m, die Breite 3 m, die Firsthöhe 2,80 m, die Traufhöhe 1,65 m
und die Schräge von der Traufe bis zum First 2 m. Errechnung der gesamten Außenfläche:
Vorne + hinten 2 x 1,4 x 1,96
Seiten links + rechts 2 x 1,4 x 2,56
Giebel vorne + hinten 1,265 x 1,265
Dach links + rechts 2 x 1,265 x 2,56
Ergibt eine Gesamtfläche von 20,73 qm
Differenz zwischen innen +6 °C und außen -18 °C ist 24
Ermittlung des Wärmebedarfes 20,73 x 2,4 x 24 ergibt aufgerundet
1.200 Watt
Formel: (2 x ((1,4 x 1,96) + (1,4 x 2,56) + (1,265 x 2,56)) + (1,265 x
1,265)) x 2,4 x 24
Dies ergibt eine Außenfläche von 42,55 m².
Es werden Stegdoppelplatten von 16 mm Dicke verwendet, die in
etwa einen U-Wert von 2,4 haben. Bei einer Temperaturdifferenz
von 26 °C (innen 6, außen -20 °C) kommen wir auf einen Wärmebedarf von rund 2.700 Watt.

Dachfenster sind oft undicht.

Zu einem Problem wurden bei mir die Dachfenster zur Belüftung. Gerade im Frühjahr, wenn der Schnee abtaut oder bei starkem Regen, findet das Wasser schnell einen Weg ins Gewächshaus. Deshalb habe ich innen kurze Dachrinnen unterhalb der Dachfenster angebracht, damit das Tropfwasser gezielt abgeführt werden kann. Es ist sehr ärgerlich, wenn durch das getröpfel im Winter schöne Pflanzen abfaulen. Sorgen­freier ist man mit Fenstern die vorne und hinten im Giebel eingebaut sind und auf beiden Seiten direkt über dem Sockel des Gewächshauses, in Kombination genauso effektiv und besser abzudichten als Dachfenster. Manche Gewächshäuser sind so konzipiert, dass große Seitenflächen komplett geöffnet werden können.
Von der Firma Beckmann wurde mir erklärt, es würden für die Dachfenster Spezialgummidichtungen aus EDPM eingesetzt. Die eine absolute Dichtigkeit bei richtiger Montage gewährleisten.

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Im Winter zusätzliche Isolation.

Zusätzliche Isolierung im Winter verschafft eine Luftpolsterfolie, deren Anbringung jedoch sehr aufwendig sein kann. Hinzu kommt, dass selbst bei guter Pflege die Folie nur begrenzt lange hält und daher die Neuan­schaffung gleich mit einkalkuliert werden sollte. Am wirkungsvollsten ist die Folie im Inneren des Gewächshauses, jedoch sind Pflanzen oder Tische dabei schnell im Weg. Wird sie außen angebracht, muss man sie gut befestigen, sonst findet man die Folie nach einem Sturm eventuell im Garten des Nachbarn wieder. Da kann sich eine anfangs teurere Stegdoppelplatte schnell rechnen, die auch ohne zusätzliche Isolierung gut für den Winter gerüstet ist
und nicht unbedingt zusätzlich isoliert werden muss.

Voss Thermogewächshäuser

Sonderzubehör.

Ebenso ist eine zweigeteilte Tür im Gewächshaus von Vorteil. Im Sommer hat man dadurch eine zusätzliche Lüftungsmöglichkeit, indem nur die obere Hälfte der Tür geöffnet wird. Die untere Hälfte bleibt geschlossen und Katzen, Mäuse oder anderes Getier bleiben draußen.
Für Licht, Heizgeräte und Ventilator eine entsprechende Stromleitung mit 2 bis 3 Steckdosen einplanen.
Eine günstigere Variante, wenn möglich, das Gewächshaus mit einem eigenen Wasserkreislauf und zusätzlichen Thermostat an die Hausheizung anschließen. Dies spart sehr viel Geld im Vergleich zur Beheizung mit Strom.
Machen Sie an die Regenrinne im Außenbereich einen Ablauf, der in einem Wasserfass endet, Regenwasser ist etwas Kostbares.
Die Gewächshaustische mit Wannen ausstatten, damit die Sukkulenten von unten angestaut werden können. Es ist besser für die Pflanzen. Wer möchte, kann einen Ablasshahn an den Wannen anbringen, um das überschüssige Wasser einige Zeit nach dem Gießvorgang abzulassen. Aber mit der Zeit kennt man die Anstaumenge und der Hahn ist nicht mehr so wichtig.

Kleine Hilfestellung für eine Auswahl.
Links zu Gewächshausherstellern die mir ihr Bildmaterial zur Verfügung stellten:

 

8 Kommentare zu “Ein Gewächshaus für die Kakteen”

  1. Hallo,
    ich liebäugel gerade mit einem Gewächshaus für meine Kakteensammlung. Die bekannten, großen Anbieter raten mir eher ab von Folie und Glas und empfehlen mir alle eine Mischeindeckung des Gewächshauses. Auf dem Dach bruchfeste, dafür leider UV-undurchlässige 16mm Polycarbonat Stegdreifachplatten und an den Seiten UV-durchlässige 16mm Acryl-Doppelstegplatten, die jedoch nicht so bruchfest sind.
    Was halten Sie von dem Argument, sich für Materialien zu entscheiden, die möglichst viel UV hindurchlassen?
    Mit gärtnerischen Grüßen
    Christine

    1. Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Gerade für Kakteen, will ich den UV Anteil nicht senken, um einen gedrungenen Wuchs zu haben.
      Wie viel es ausmacht, wenn das UV nur seitlich ran kann, ist ohne Versuch nicht machbar.
      Wenn bei Ihnen bisher kein Hagel war, ist das zwar keine Versicherung aber lässt die Hoffnung keimen, dass es in nächster Zeit auch nicht vermehrt dazu kommt.
      Aber wie gesagt ich kann Ihnen da keinen richtigen Rat geben.

    2. Hallo Martin,
      für diesen Fall eignen sich ganz gut die Pikierkiste von WAMA 59x39x8cm.
      https://www.wamadirekt.de/shop/zubehoer/regale-tische/passende-einsaetze-fuer-regale/pikierkiste-6040/

      Die 8 cm genügen zum Anstauen, an die Anstaumenge kann man sich herantasten,
      dann braucht man keinen Ablasshahn.
      Ist mal zu viel Wasser in der Pikierkiste, legt man einen Stoffstreifen in die Wanne
      und lässt in über den Rand nach unten hängen, dann läuft das Überschüssige Wasser ab.
      Ich hoffe Dir ist etwas mit dieser Aussage geholfen, Martin.
      Danke für diese Frage, ich werde mal einen Blogbeitrag über dieses Thema in Angriff nehmen

  2. Hallo!
    Ich liebäugle tatsächlich auch mit einem WAMA Midi-Gewächshaus und habe auch bereits Katalog vorliegen. Darf ich fragen, welche Einsätze / Wannen Sie für die Pflanztische verwenden? Hierzu habe ich bei WAMA im Katalog nämlich nichts passendes für Kakteen (Anstauen von unten) gefunden.
    Viele Grüße
    Martin

    1. Hallo Martin,
      für diesen Fall eignen sich ganz gut die Pikierkiste von WAMA 59x39x8cm.
      https://www.wamadirekt.de/shop/zubehoer/regale-tische/passende-einsaetze-fuer-regale/pikierkiste-6040/

      Die 8 cm genügen zum Anstauen, an die Anstaumenge kann man sich herantasten,
      dann braucht man keinen Ablasshahn.
      Ist mal zu viel Wasser in der Pikierkiste, legt man einen Stoffstreifen in die Wanne
      und lässt in über den Rand nach unten hängen, dann läuft das Überschüssige Wasser ab.
      Ich hoffe Dir ist etwas mit dieser Aussage geholfen, Martin.
      Danke für diese Frage, ich werde mal einen Blogbeitrag über dieses Thema in Angriff nehmen 🙂

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