Jetzt blüht es immer mehr im Gewächshaus, diese Momente sollte man festhalten.
Darum wird es die nächsten Monate, eine Reihe Tipps für gute Fotos geben.
Der erste Teil handelt deshalb von der Makro-Fotografie im Gewächshaus.
Was zeichnet ein gutes Pflanzenporträt aus?
Klare Darstellung, wir wollen gezielt diese Pflanze sehen, keine Töpfe, Schilder oder sonstige störende Gegenstände.
Fotografien auf Augenhöhe, damit kommt die Pflanze am besten zur Geltung.
Was brauche ich zum Fotografieren?
Das Equipment muss nicht gleich aus einer Vollformartkamera mit Makroobjektiv bestehen.
Gute Ergebnisse erzielen auch schon Smartphones mit zusätzlichem Makro-Vorsatz.
Oder eine Bridge-Kamera, wie ich sie besitze.
Ich verwende eine Lumix FZ1000, da gelingen selbst mit der Automatikfunktion sehr gute Bilder. Ein Stativ ist zu empfehlen, wobei ich meist mit dem eingeschalteten Verwacklungsschutz Freihand arbeite. Auch ein fest eingerichteter Platz, der zum kleinen Fotostudio wird, ist empfehlenswert.
Ausgestattet mit einem einfarbigen Hintergrund ist das Freistellen und ändern des Backgrounds später mit einer geeigneten Software kein Problem mehr.
Um die Sache etwas professioneller anzugehen habe ich Helga von DornenProjekt gefragt:
Helga bitte erzähle uns doch wie Deine Arbeitsschritte in der Makro-Fotografie sind.
Meine Ausrüstung für die Makro-Fotografie bestand die ganze Zeit aus einer APS-C Kamera und einem 105 mm f/2,8 Makro-Objektiv und dem 180 mm f/3,5 Makro. Und natürlich grundsätzlich mit einem Stativ. Dazu wie bereits von Dir weiter oben erwähnt mit einem dunklen oder hellen Hintergrund und ein oder zwei Reflektoren und bei Bedarf einem Abschatter. In jüngster Zeit kam noch eine Vollformartkamera dazu. Ich habe mir zwar ein kleines Fotostudio im Haus eingerichtet, doch ist natürliches Licht viel besser als künstliches. Deshalb fotografiere ich die Pflanzenporträts lieber im Gewächshaus. Dort wird durch die Dacheindeckung das Licht besser gestreut, es ist sanfter. Die beste Zeit für solche Fotos ist der Morgen oder am Nachmittag. Zur Mittagszeit ist das Licht zu grell, dann benötigt man auf jeden Fall einen Abschatter. Das muss kein professioneller sein, es funktioniert bereits mit einer Plexiglas-Scheibe, Folie oder einem durchsichtigen Stück Stoff. Deshalb suche ich mir nicht unbedingt den sonnigsten Platz im Gewächshaus, sondern den hellsten aus. Mit den Reflektoren lenke ich mir das Licht an die gewünschte Stelle zu der Pflanze hin. Auch hier muss es keine teure Angelegenheit sein. 2 weiße Kartons in DIN A4 reichen aus, es funktioniert auch mit Styropor-Platten und 2 oder 4 Clips als Füße. Dann kann ich die Reflektoren nah genug an das Fotomotiv heranbringen und gut ausleuchten. Um den Hintergrund aufzuhängen habe ich mir von meinem Mann einen Klapp-Holzbock stibitzt. Das alles wird dann auf einem stabilen Tisch aufgebaut und schon kann ich loslegen.
Bedingt durch die größeren Sensoren in den Wechsel-Objektiv-Kameras ist es notwendig den richtigen Schärfepunkt beim Fokussieren zu erwischen. Deshalb schalte ich für Makroaufnahmen den Autofokus aus. Die Kamera soll nicht irgendwas scharf abbilden, sondern das was ich möchte. Bei Makro-Objektiven reicht die Schärfentiefe nur ein paar Millimeter weit. Auch aus diesem Grund verwende ich dafür grundsätzlich ein stabiles Stativ.
Jetzt das Foto-Objekt aussuchen mit der Schokoladenseite zur Kamera hinstellen und die Reflektoren ausrichten, eventuell einen Abschatter platzieren.
Ob ich von schräg oben oder auf Augenhöhe die Kamera positioniere, hängt von dem Motiv ab. Hat die Blüte eine schöne, sehenswerte Mitte dann fotografiere ich von oben. Soll dagegen die Pflanze mit Blüte im Mittelpunkt stehen, dann auf Augenhöhe manchmal auch von unten nach oben. Dabei kommt es darauf an, welche Wirkung ich mit dem Bild erzielen möchte.
Meine Kamera-Einstellungen für solche Pflanzenporträts sind ISO 100, Blende 8 bis 16. Die meisten Objektive haben eine optimale Schärfeleistung bei Blende 8 bis 11. Alle Werte darüber hinaus können bereits Beugungsunschärfen verursachen. Probiert es selber mal aus, dann versteht Ihr was ich damit meine. Am schärfsten wirken die Bilder bei Blenden zwischen 8 und 11, bereits ab Blende 16 wirken sie, trotz exaktem fokussieren, etwas unscharf. Sollte weniger Licht zur Verfügung stehen gehe ich auch schon mal bis ISO 200, aber nicht höher!
Bei einem dunklen Hintergrund verwende ich die Mittenbetonte-Messung oder den Spot. Eventuell setze ich die Belichtung auch noch um eine Drittel-Stufe ins Minus. Das ist abhängig von der Blütengröße und dem verfügbaren Licht, der Hintergrund soll nicht aufgehellt werden, die Blüte aber richtig belichtet sein. Während dessen verwende ich bei einem hellen Hintergrund die Mehrfeld-Messung und setze die Belichtung auf plus 1/3 oder mehr. Aber nur so weit, dass ich das Ganze nicht überbelichte, sonst verlieren wir die Zeichnung in den feinen Details.
Jetzt nur noch das Stativ mit der Kamera platzieren und fokussieren. Um zu sehen, ob ich richtig fokussiert habe, schalte ich die Lupenfunktion ein und vergrößere mir den Bereich, den ich scharf abbilden möchte z.B. den Stempel in der Blüte. Die meisten Kameras können bis 9fach oder sogar 12fach vergrößern. Das hilft ungemein, um den richtigen Schärfepunkt zu finden.
Beim Drücken des Auslösers an der Kamera wird diese leicht bewegt und das ganze fokussieren war umsonst. Durch leichte Bewegung egal ob der Blütenblätter durch den Wind oder durch eine Kamerabewegung, das Bild ist misslungen. Deshalb immer den Selbstauslöser der Kamera einschalten, 2 Sekunden Verzögerung reichen meistens aus. Oder, wenn die Kamera das nicht bietet einen Fernauslöser verwenden. Ihr werdet sehen jedes Bild gelingt.
Ich wünsche viel Spaß beim Nachmachen.
Danke Helga für Deine detaillierten Ausführungen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung im Mai.
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Ein Kommentar zu “Makro-Fotografie im Studio oder Gewächshaus”