Früchte an Kakteen

Wie erkenne ich, ob die Früchte der Sukkulenten reif zur Ernte sind?
Es ist nicht immer an der Farbe der Früchte erkennbar, denn manche bleiben grün. Ein sicheres Merkmal ist aber, dass die Früchte sich leicht von der Pflanze lösen lassen oder bereits durch Aufplatzen der Fruchthülle zeigen, dass es so weit ist.

Bei diesem Gymnocalycium sieht man, obwohl die Frucht noch grün ist. Kann der Samen schon geerntet werden, da die Fruchtkapsel aufreißt. ©Kaktusmichel.de


Die Fruchtreife tritt abhängig von Gattung und/oder Art nach 1 bis 15 Monaten ein. Bei den meisten aber liegt die Reifezeit zwischen 4 und 8 Monaten. Eine ständige Kontrolle der Früchte ist notwendig, um den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Einige Sukkulenten tragen ihre Früchte gut erkennbar am Pflanzenkörper, mit oder ohne anhaftenden Blütenrest, oft auch in den buntesten Farben. Das spricht für die Verbreitung durch Mäuse oder auch Vögel, die diese Früchte fressen und den unverdaulichen Samen über den Kot ausscheiden. Damit ist automatisch ein Startdünger mit dabei. In anderen Fällen werden die Körner beim Reinigen des Vogelschnabels irgendwo abgestreift. Aber auch Ameisen sind ganz scharf auf die fett- und eiweißhaltigen Anhängsel der Samenkörner. Sie verschleppen die Körner mitsamt der süßlichen Säckchen. Was die Ernte im Gewächshaus null und nichtig machen kann, dient in der Natur zur Samenverbreitung. Andere Kakteenarten verstecken ihre Samenkörner in Körpertaschen, die ganz oder teilweise im Pflanzenstamm eingesenkt sind. Dies ist bei der Samenernte problematisch, denn hier müssen besondere Sorgfalt und Hygiene eingehalten werden, um die Pflanzen nicht zu stark zu verletzen und damit Schadpilzen Tür und Tor zu öffnen. In der Natur gibt diese Körpertasche das Saatgut erst frei, wenn die Sukkulente abstirbt. Damit stellt sie sich gleich als Nährboden für die sich entwickelnden Sämlinge zur Verfügung.

Die Früchte der Astrophyten haben fast trockenen Samen nach der Reife©Kaktusmichel.de


Wie schwierig die Prozedur der Samenernte wird, ist abhängig von der Beschaffenheit der Früchte, wie weiter oben bereits angesprochen. Am schnellsten gelingt die Ernte und Säuberung des Saatgutes bei trockenen, papierartigen Früchten. Man muss lediglich die Fruchthülle etwas öffnen und die Samen herausschütten. Alternativ kann man die Frucht zwischen den Fingern verreiben, alles in ein Gefäß geben und sanft hineinblasen, übrig bleiben die Körner. Auch recht einfach ist es, wenn die Früchte von selbst aufreißen und die Körner ohne klebriges Anhängsel hervorquellen. Hier kommt es nur auf die Geschicklichkeit an, die Frucht komplett in einer Tüte oder Schale abzulegen.

Die Samen sind schon ausgefallen, ein Fall für den Samensauger©Kaktusmichel.de


Wenn, dennoch Samen herunterfallen und sich zwischen den Scheitelhaaren oder unter den Dornen verfangen, hilft ein selbstgebauter Samenaufsauger. Die Bauanleitung wird demnächst auch mal als Blogbeitrag erscheinen.

Der fertige „Samensauger“.


Manche Kakteenarten produzieren Früchte, in denen die Körner in eine gallertartige, feuchte Masse eingehüllt sind. Um diese zu entfernen, zuerst das Fruchtfleisch mit den Samen aus der Hülle lösen und in eine Schale mit Wasser geben. Nach 2 bis 3 Tagen beginnt das Ganze zu gären. Danach die Samenkörner in ein engmaschiges Sieb schütten und gut auswaschen. Anschließend das so gereinigte Saatgut auf Tüchern oder Küchenkrepp verteilen und einige Tage vollständig trocknen lassen. Eine weitere Methode, um die Samenkörner vom Fruchtfleisch zu trennen, ist, diesen Mix aus Wasser und Frucht mit einem Schneebesen oder einem kleinen Quirl zu verrühren. Kurze Zeit später lösen sich bereits die ersten Samenkörner.

Eine aufgeplatzte Frucht an einem Trichocereus, die Samen müssen erst gereinigt werden bis sie getrocknet und aufbewahrt werden©Kaktusmichel.de


Dann vorsichtig alles, was oben schwimmt, abgießen. Zum Schluss die Körner mit den kleinen Fruchtstückchen ebenfalls in ein engmaschiges Sieb schütten, gut auswaschen und trocknen wie weiter oben beschrieben. Nach der Trocknung werden die restlichen Schmutzpartikel entfernt und die Samen in Papiertütchen verpackt.
Aufbewahrung des Saatgutes
Warum keimen die Samenkörner nicht schon in der feuchten Umgebung der Frucht? Das liegt an einem Hemmstoff namens Abscisinsäure, den alle höheren Pflanzen in sich tragen. Da die Dosis dieses Keimhemmers von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich hoch ist, muss das Saatgut vor dem Aussäen noch etwas ablagern. Bei vielen Arten reicht eine Wartezeit von etwa zwei Monaten vollkommen aus.

Strombocacteensamen sind sehr fein und fallen leicht aus©Kaktusmichel.de


Um die Samen zu konservieren, beizen wir unser Saatgut nicht. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, badet die Körner in etwas Kaliumpermanganat, das in Apotheken erhältlich ist. Man sollte aber gerade nur so viel von diesem Salz ins Wasser geben, dass sich die Flüssigkeit leicht verfärbt. Nach dieser Behandlung müssen die Samenkörner wieder gut trocknen. Je nach Art bleibt nach der Ernte die Keimfähigkeit für etwa 1 Jahr (Frailea) und bis zu 10 Jahren (Lithops) erhalten. In der Regel nimmt sie aber nach 3 bis 4 Jahren langsam, aber stetig ab.

Anacampseros Samen liegen wie in einem Becher und verteilen sich oft von selbst©Kaktusmichel.de


Den trockenen, frisch geernteten Samen bewahren wir in einem Papiertütchen auf, das mit dem Namen der Pflanze und dem Erntejahr beschriftet ist. Ein solches Tütchen ist selbst für Ungeübte schnell hergestellt. Hier geht es zur Bastelanleitung. Die Lagerung des Saatgutes erfolgt dann an einem dunklen, kühlen und trockenen Platz. Es kann auch ein Kellerraum sein, der im Sommer und Winter eine gleichmäßige Temperatur aufweist, idealerweise zwischen 10 und 15 °C. Je höher die Temperatur, desto schneller baut sich die Keimfähigkeit ab.

Ausschnitt aus meinem Buch Kakteen und Sukkulenten.

ISBN: 9783494016009 Kakteen und Sukkulenten Michael Januschkowetz
ISBN: 9783494016009 Kakteen und Sukkulenten Michael Januschkowetz Bestellbar auch über meinen Shop https://www.kaktusmichel.de/Shop/product_info.php?info=p672_kakteen-und-sukkulenten.html

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