Die Blüte

Manchmal hat man das Bedürfnis tiefer in die Materie einzutauchen.
Diesen Wunsch hat mir der Ulmer Verlag mit einem Buch von Dieter Heß erfüllt, Titel ‚Die Blüte‘.
Nun liegt es vor mir 1 kg Lektüre über die Blüten.

Die Blüte von Dieter Heß erschienen im Ulmer Verlag ISBN 978-3-8186-0064-8


Der Einstieg ins Buch ist leicht und beschwingt, der Autor wandert mit uns bis Seite 28 durch den Schwarzwald. Seine Begeisterung für diesen Landstrich und die dort wachsende Vegetation springt sofort auf den Leser über. Die Beschreibungen sind sehr plastisch, Mann/Frau folgt im gerne durch die Natur.
Ab Seite 29, der Schalter wird umgelegt, wir sind im Lehrsaal, der Einstieg in den Blütenaufbau ist sachlich super. Aber es wird schwerer für mich alles zu verstehen. Oft lese ich eine Seite zweimal, beim Kapitel Meiose scheitere ich, wenn ich mir das nur alles merken könnte.
Weiter zu der Vernalisation wie kommt eine Pflanze in Frühlingsstimmung?

Blüten faszinieren uns immer wieder. Blüteninneres vom Ferocactus stainesii©Dornenprojekt.de


Darauf muss man erst einmal kommen.
Jetzt der Leseabschnitt, Evolution von der Grünpflanze zur ersten Blüte. Natürlich, auch nicht gerade leichter Lesestoff aber sehr spannend und man kann den Gedankengängen des Autors gut folgen.
Dieses Kapitel hat durchaus einen guten Unterhaltungswert und lässt einem viele Zusammenhänge etwas leichter Verstehen. Zum Beispiel Evolutionsveränderungen durch die Art der Bestäubung.
Coevulution über das Zusammenspiel von Pflanze und Bestäuber bis zur gegenseitigen Anpassung.
Bestäubung durch Tiere, Wind, Wasser oder die Selbstbestäubung werden ausgiebig erklärt.
Ein weiterer Abschnitt im Buch erläutert: Die Blüten betreiben Werbung, nicht nur durch Nahrungsangebot, sondern auch mit Farben, Düften und Wohnraum.
Auch hier verspricht die Werbung mehr als die Pflanze erfüllen kann. Anhand der Orchideen wird dies ausgiebig erörtert.

Cleistocacteen gehören zu den von Kolibris bestäubten Pflanzen©Dornenprojekt.de

 

Im Kapitel Sinneswahrnehmung der Bestäuber wird darauf eingegangen wie die Bestäuber Farben wahrnehmen. Und über ihre Merkfähigkeit der Farben, Formen und Düfte.
Im Abschnitt über die Blumenuhr erfahren wir etwas über die verschiedenen Öffnungszeiten der Blüten. Als Kakteenliebhaber interessiert mich besonders der Hinweis zur Königin der Nacht (Selenicereus grandiflorus).
Im Weiteren können wir lesen wie sich die Vorteile einer Fremdbestäubung auswirken.

Im Weiteren wird auf den Vorteil und die Mechanismen einer Fremdbestäubung eingegangen, aber auch die Nachteile zum Beispiel bei einem zweihäusigen Blütenaufbau erörtert. Interessant ist auch die Schlussfolgerung zum Thema Kleistogamie (bekannt auch bei der Gattung Frailea), die bei vielen Blüten unterbunden wird, doch für eine sicher begrenzte Zeit Vorteile bringt.
Weiter geht es mit unterschiedlichen Blütenaufbauten, welcher Anhand einiger Arten aufgezeigt wird. Ab Seite 259 ff geht es um die Klemmfallen von Ceropegia woodii und natürlich die der Ascleps. Bei Asclepias curassavica, wird sehr ausführlich beschrieben, wie eine Handbestäubung dieser Blüten vor sich geht. Meiner Meinung nach die ‚Königsklasse‘ der Bestäubung 🙂

Huflattich ein Körbchenblüher©Dornenprojekt.de


Im nächsten Kapitel geht es um die Einteilung in ökologischen Blumentypen, seien es Bienenblumen, Nachtfalterblumen, Vogelblumen, Fledermausblumen usw. Zu den Vogelblumen gehören zum Beispiel Aloe ferox, und Zygocactus. Von Fledermäusen werden unter anderen Lemairocereus griseus und Cleistocactus guenteri bestäubt.
Die nächste Lektion befasst sich mit dem Thema, wie enstehen eigentlich Arten?
Hier kommt es zum Teil zu einer Zusammenfassung der vorhergehenden Kapitel.
Im Teilbereich Systematik und Taxonomie wird erklärt, wie es möglich ist durch Vergleiche zu einer Einteilung zu kommen und diese verschiedenen Gruppierungen zuzuweisen. Um das ganze in ein System zu packen. Keine leichte Sache wie wir alle wissen.
Dem nun folgenden Kapitel wird die Stammesgeschichtliche Zusammengehörigkeit einzelner Pflanzenfamilien gewidmet.
Am Ende des Buches soll das gelesene auf die eingangs während der Feldbergwanderung aufgezählt Pflanzen angewendet werden. Um zu beweisen, was im Großen geht, stimmt auch im kleinen.

Magnolien Blüten gehören noch zu den ersten Blütenformen der Evolution©Dornenprojekt.de

 

Fazit:
Ein sehr gelungenes und umfangreiches Buch, dass kaum Fragen offen lässt. Gut finde ich auch die zahlreichen Randnotizen in sogenannten Boxen, vieles wird darin noch eindringlicher verdeutlicht. Wer sich noch mehr mit den Themen befassen will, wird sich über das reichliche Literaturverzeichnis am Ende jedes Kapitels freuen.
Auch sind die trockenen wissenschaftlichen Tatsachen und Vermutungen der einzelnen Artikel, oft spannend und unterhaltsam verpackt.
Zwar handelt es sich um ein fachlich sehr anspruchsvolles Buch, das schon ein gehöriges Interesse an der Botanik erfordert und mich als Amateur oft etwas überforderte.
Dies soll jedoch in meine Bewertung auf keinen Fall negativ mit einfließen.
Sehr geeignet für Studenten aber auch für den engagierten Hobbybotaniker.
Der günstige Preis für ein so umfangreiches Werk sollte jeden interessierten Pflanzenfreund überzeugen sich dieses Buch anzuschaffen.

Die Blüte.
Struktur, Funktion, Ökologie, Evolution.
Dieter Heß.
Erschienen im Ulmer Verlag
3., völlig neu bearb. Auflage 2019.
416 S., 247 Farbfotos, 144 Zeichnungen, geb.
ISBN 978-3-8186-0064-8
€ 49,95

Das Buch gibt es in jedem gut sortierten Buchladen, direkt im Ulmer Verlag oder bei Amazon

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