Die Pflege von Kakteen und anderen Sukkulenten im Juni

Unsere Kakteen und Sukkulenten befinden sich in der Hauptwachstumszeit.
Wer seine Pflanzen in einem Gewächshaus pflegt, sollte Fenster und Türen auch nachts geöffnet lassen.
Somit haben wir genügend Temperaturabsenkung und unsere Pflanzen können nach oft schon sehr warmen Tagen aufatmen.
Diese Gegebenheit führt auch dazu, dass mehr Wasser und Dünger von den Sukkulenten verbraucht wird.

Aber beim Gießen dennoch Vorsicht, Staunässe wird von den wenigsten vertragen.

Echinocereus blankii Hybride ©Kaktusmichel.de

Stecklingsschnitt bei Kakteen und anderen Sukkulenten.

Ab jetzt können durch die milderen Temperaturen auch Stecklinge geschnitten werden. Während Kakteen in der Kultur meist über Samen vermehrt werden, ist bei einigen anderen Sukkulenten eine vegetative Vermehrung lohnenswerter.
Mit einem scharfen Messer oder einer Gartenschere ist schnell ein Ableger abgeschnitten. Sehr wichtig aber ist die vorherige Reinigung des Werkzeuges mit etwas Alkohol (z. B. Spiritus), da mit keine Krankheitserreger von Pflanze zu Pflanze übertragen werden. Nur gesunde Triebe für die Stecklingsvermehrung auswählen!

Auch große Kakteen können abgeschnitten werden, zwecks einer Neubewurzelung.
Auch große Kakteen können abgeschnitten werden, zwecks einer Neubewurzelung.

 

Aber auch zu lang gewachsene Kakteen können jetzt abgeschnitten werden. Für Kakteen, die zu lang werden, sich auf die Seite legen, wie es manchmal bei Mammillaria-Arten vorkommt, und nur durch Festbinden an Stäben noch zu einem senkrechten Wachstum gezwungen werden können, kann die Kürzung wieder zu einem ansprechenden Erscheinungsbild führen.
Diese Prozedur eignet sich auch für Pflanzen, die von
unten stark Verkorken und nicht mehr schön aussehen
.

Den unteren Stumpf sollte man Weiterkultivieren, da sich an diesem oft neue Sprosse bilden, die ab einer gewissen Größe
wieder als Ableger abgenommen und bewurzelt werden können.

Bei großen Schnittflächen an Säulenkakteen wird beim Kopfstück der Stumpf zusätzlich etwas angespitzt, um eine gute Wurzelbildung aus dem Leitbündel zu erzielen. Nach dem Schnitt die Schnittfläche zur Desinfizierung mit Aluminiumpulver, Kohlestaub oder Zimtpulver bestäuben.
Die Schnittstellen der Stecklinge und Abschnitte müssen gut
abtrocknen, was je nach Pflanzendurchmesser zwischen ein paar Stunden und mehreren Tagen oder Wochen dauert, bis sie in neues Substrat gesteckt werden.

Bei Wolfsmilchgewächsen (Euphorbia) die Schnittstelle in Wasser tauchen, bis kein Milchsaft mehr austritt, danach abtrocknen lassen.

Wenn die Schnittstelle gut trocken ist, einen Topf mit durchlässigem Substrat oder auch reinem Vogelsand, der als Einstreu bei Ziervögeln Verwendung findet, füllen. Vogelsand hat sich als Bewurzelungssubstrat für Kakteen und Sukkulenten gut bewährt. Scheinbar wirkt das zugesetzte Anisöl als Desinfektionsmittel und Stimulator für die Wurzelbildung.

Die Stecklinge werden nach dem Abtrocknen in das Bewurzelungssubstrat gesteckt und an einem warmen, aber nicht
vollsonnigen Platz aufgestellt. Ich besprühe die Pflanzen dann öfters und gieße nach ein, zwei Wochen erstmals leicht an. Nicht
übermäßig feucht halten! Nach einiger Zeit bilden sich neue Wurzeln und das Wachstum beginnt.

Neuen Pflänzchen können bei den anderen Sukkulenten, auch aus sogenannten Blattstecklingen  gewonnen werden, beispielsweise bei den Gattungen Echeveria, Gasteria, Haworthia und Adromischus. Dafür einzelne Blätter abdrehen oder
schneiden. Die weitere Vorgehensweise ist die gleiche wie bei den geschnittenen Stecklingen.

Euphorbia milii©Kaktusmichel.de

Einige lieben eher den Schatten

Nicht alle Kakteen fühlen sich im Sommer auf dem sonnigen Fensterbrett wohl. Gerade die sogenannten Oster- und Weihnachtskakteen (Rhipsalidopsis und Schlumbergera) lieben nicht die pralle Mittagssonne. Entweder es wird um diese Zeit etwas schattiert oder wer einen Garten hat, sollte diese Pflanzen lieber über Sommer im Halbschatten dort aufstellen.
Auch für Rhipsalis und Tillandsien trifft dies zu.

Tillandsia jucunda©DornenProjekt.de

Vorsicht vor der Sciaramücke

Wer sonstige Zimmerpflanzen neu gekauft hat, erlebt oft das Trauermücken (Sciaramücke) mit diesen eingeschleppt wurden. So mancher verwechselt sie mit Fruchtfliegen, die gerne auf reifem Obst sitzen, diese Art bevorzugt aber die Blumenerde.
Die Fliegen sind nur lästig, gefährlicher ist die Larven dieser Insekten, den sie ernähren sich nicht nur von nicht zersetzten Teilen in der Substrat.
Die kleine durchsichtigen Würmchen können auch Kakteen befallen, entweder wenn diese noch sehr klein sind oder eine Faulstelle den Eintritt erleichtert, aber auch die Wurzel schmecken ihnen. Vorbeugend sollte das Substrat nicht dauerfeucht gehalten werden, dies begünstigt die Vermehrung der Schadinsekten.

Anhand von Gelbtafeln erkennt man, ob größere Mengen der kleinen schwarzen Fliegen unterwegs sind.
Diese Fallen sind aber mehr oder weniger nur ein Anzeiger (Monitoring) für den Befall, außerdem wirken sie nur gegen die erwachsenen Tiere nicht gegen die Larven.
Für erste und schnelle Hilfe sorgt ein einfaches Fliegenspray aber nicht so dicht an den Pflanzen anwenden sonst kommt es durch das Treibgas schnell zu Verkühlungen.

Es wirken auch Systemische Gifte, die es zum aufstreuen oder angießen gibt.
Als biologische Schädlingsbekämpfung haben sich bestimmte Nematoden als nützlich erwiesen. Diese werden dem Gießwasser beigegeben, diese Fadenwürmer dringen in die Trauermückenlarven ein und dekontaminieren sie mit symbiontischen Bakterien, an denen die Schädlinge in 1-10 Tagen erliegen. Bei größeren Anlagen werden oft auch Raubmilben (Hypoaspis miles) eingesetzt, die zudem noch andere Schädlinge in Schach halten.

Gut bewährt hat sich auch der Einsatz
von Bacillus thuringiensis israelensis (Bti),
der bei höheren Temperaturen erfolgreicher ist, als der Einsatz von Nematoden.
Bti ist in Mitteln enthalten, die zur Bekämpfung von Stechmückenlarven in Regenwasser
tonnen oder Teichen angeboten werden

Eine weiter elegante Art der Bekämpfung ist mit Hilfe von Fettkrautpflanzen (Pinguicula), die zwischen die Töpfe gestellt werden, die Fliegen abzufangen. Diese fleischfressenden Pflanzen sehen schön aus, blühen fast das ganze Jahr und kommen auch mit starker Sonneneinstrahlung klar, wenn ihnen nur genügend Feuchtigkeit geboten wird.

Opuntia azurea©Kaktusmichel.de

Selbst mal Bienchen spielen.

Viele Blüten an unseren Pflanzen verleiten dazu, es einmal mit einer Bestäubung zu versuchen.
Erst müssen wir uns im Klaren sein,
geht es uns um eine Arterhaltung oder wollen wir einen Bastard erzeugen. Bei einer Artreinen Weitervermehrung brauchen wir zwei Pflanzen von der gleichen Gattung und Art. Kommt es nicht auf die Artreinheit des Aussaatmaterials an oder wir möchten gerne eine neue Kulturform erzeugen, dann können wir versuchen zwei Blüten die gerade an unseren Kakteen geöffnet sind zu bestäuben. Die besten Erfolge haben wir, wenn beide Pflanzen aus der gleichen Gattung und Art stammen. Oft gelingt so, Hybriden innerhalb einer Gattung zu erzielen. Eine Bestäubung zwischen unterschiedlichen Gattungen gelingt nicht immer, es ist schwieriger oder kann auch
misslingen.

Trichocereus terscheckii©Kaktusmichel.de

Nach einer erfolgreichen Bestäubung verdickt sich die Blütenröhre, bis die Frucht fertig ausgebildet ist. Die Frucht
muss vollständig ausgereift sein, bevor es an die Ernte geht. Manche Früchte platzen auf, wenn sie reif sind, und die Samenkörner werden sichtbar, andere ändern bei Reife die Farbe oder die Frucht lässt sich leicht von der Pflanze lösen. Die
Fruchtreife kann nach einem oder gar erst nach zwölf Monaten eintreten, dies ist von Art zu Art unterschiedlich

Dokumentation beim Bestäuben.

Eins sollte aber beachtet werden: Sobald man Hybriden erzeugt, sind die Kreuzungspartner zu dokumentieren damit auch spätere Besitzer solche Nachkommen eine Vorstellung von den Elternpflanzen haben, und die Pflanze nicht als scheinbar Artrein weitergegeben wird.

Bei der Bezeichnung der Kreuzung wird als Erstes die Mutterpflanze (der Samenträger) genannt, danach
der Vater (Pollenspender), dazwischen steht ein „ד als Symbol für die Kreuzung, also z. B.
Rebutia heliosa × Rebutia albiflora.

Doch sollte nicht vergessen werden, auch weiterhin artreine Bestäubungen vorzunehmen, damit ein bewusster Artenschutz stattfinden kann und der Druck auf die Naturstandorte nachlässt. Für Samen und Pflanzen, die in Kultur in größerer Anzahl erzeugt und angeboten werden, erübrigt sich die Entnahme aus der Natur.

Rebutia spec.©Kaktusmichel.de

Selbstfertil oder Selbststeril?

Ob wir zwei Pflanzen brauchen hängt auch davon ab, ob die zu bestäubende Pflanze selbstfertil oder selbststeril ist. Die selbsterilität verhindert die sogenannte Autogamie (Selbstbestäubung).
Selbststerilität ist im Pflanzenreich mehr vertreten, somit auch bei den Kakteen, da diese Art der Bestäubung zu mehr Samen führt und eine bessere Weiterentwicklung der Individuen erlaubt.
Unter anderem sind bei Astrophytum, die meisten aus der Gattung Copiapoa und Echinocereus selbststeril.

Anders sieht es bei selbstfertilen (selbstbestäubenden) Pflanzen aus, dann genügt es, schon wenn zwei Blüten am Kaktus geöffnet sind und wir bestäuben diese gegenseitig.
Dies finden wir zum Beispiel bei Pflanzen aus der Gattung Austrocactus, Aztekium, Blossfeldia aber auch bei einzelnen Arten in der Gattung Mammilaria.
Eine andere Art der Selbstbefruchtung nennt man kleistogam dieses finden wir zum Beispiel bei Ipomea purpurea und den meisten Fraileen, dies erlaubt das die Blüten bei ungünstigen Witterungsverhältnissen, sich ohne zu öffnen selbst bestäuben können, indem der Stempel durch die Pollen wächst, diesen aufnimmt und sich so bestäubt.

Manches mal finden wir in Pflanzenbeschreibungen einen Hinweis, ob die Pflanze selbstbefruchtent ist oder einen anderen Bestäuber braucht. Sonst helfen nur Selbstversuche.

Wie funktioniert eine Bestäubung.

Wenn sich eine Blüte öffnet, sind die Pollen nicht
sofort reif. Oft muss man mehrere Stunden warten, bis die Pollensäckchen aufreißen und die Pollenkörner freigeben.
Dann den reifen Pollen mit einem Pinsel, einem Wattestäbchen oder einer Pinzette vorsichtig von dem Pollenträger abnehmen
und auf der Narbe (Stempel) der zu bestäubenden Pflanze aufbringen. Zuvor sollte das Werkzeug gesäubert worden sein, um sicherzustellen, dass man nicht ungewollt Pollen einer anderen Art überträgt.

Reizbestäung

Wer nur eine Pflanze hat und diese auch noch selbststeril ist, aber dennoch unbedingt Samen ernten will, kann auch einen Versuch mit der sogenannten Reizbestäubung starten. Mit diesem Vorgang
kann es gelingen, die Sperre zu überwinden, die normalerweise verhindert, dass eine selbststerile Pflanze mit sich selbst oder zwei unterschiedliche Gattungen untereinander bestäubt werden
kann.Insekten erreichen dies durch das Pollengemisch, welches sie am Körper herumtragen, manchmal zufällig.

Wir können diesen Versuch auch selbst durchführen, indem wir mit einem Pinsel etwas Zementstaub auf die Narbe der zu bestäubenden Blüte aufbringen. Der Zementstaub kann die Selbststerilität aufheben. Nach etwa 2 Minuten wird der Pollen des Bestäubungspartners mit auf die Narbe aufgetragen. Wenn man Glück hat, gelingt nun die Befruchtung.

Samenkapseln an Notocactus floricomus©Kaktusmichel.de


Bei
einer Erfolgreichen Bestäubung verdickt sich die Blütenröhre bis die Frucht fertig ausgebildet ist. Die Samenkapsel muss vollständig ausgereift sein bevor es an die Ernte geht. Manchmal erkennt man es daran, dass sie aufplatzt und der Samen sichtbar wird. Oder die Farbe sich verändert und die Frucht sich leicht von der Pflanze ablösen lässt. Die Samenreife kann nach einem oder gar erst nach zwölf Monaten eintreten, dies ist von Art zu Art unterschiedlich.

Samen reinigen

Die Samen müssen jetzt gereinigt, das heißt vom Fruchtfleisch befreit, werden. Je nach Gattung ist das leichter oder schwerer zu bewerkstelligen. Einige werden trocken und nur noch eine Papierartige Hülle hindert den Samen daran auszufallen.
Bei Turbinicarpus, Astrophytum und Ariocarpus ist der Samen nach der Fruchtreife nicht mehr mit dem Fruchtfleisch verbunden. Sondern bereits trocken und kann einfach ausgeschüttelt werden. Ein Entfernen der Schmutzpartikel genügt und wir haben sauberes Aussaatmaterial.
Andere habe die Samen in saftigem Fruchtfleisch eingepackt, damit es in der Natur über Tiere weiterverbreitet wird. Deshalb ist zum Beispiel bei Echinocereus, Mammillaria und Echinopsis die Reinigung etwas aufwendiger. Hier muss der Samen erst vom anhaftenden Fruchtfleisch befreit werden. Meist geschieht dies durch Auswaschen in einem Sieb oder Leinen Beutelchen und anschließenden Trocknen. Ist weniger Fruchtfleisch an den Samen, kann es auch genügen die Samen zwischen zwei Papiertüchern hin und her zu reiben.

Samen von Kakteen lagern.

Ein anschließendes Beizen der Samen halte ich nicht für unbedingt notwendig. Wer dies aber als Vorbeugung gegen Pilze tun möchte, nimmt dazu Kaliumpermanganat, es genügt eine kleine Menge von diesem Pulver, wenn sich das Wasser leicht verfärbt genügt die Dosis schon. Man kann sich aber auch eine
1 % Lösung fertig kaufen. Die Samen in dieser Lösung schwenken und danach trocknen lassen. Jetzt lagern wir den Samen noch für 4-6 Wochen an einem kühlen aber luftigen Ort, damit die Keimsperre im Samenkorn abgebaut wird. Die Keimsperre ist notwendig, damit die Körner nicht schon in der Fruchtkapsel zur Keimung kommen.

Wer Samen länger lagern möchte, sollte eines bedenken auch bei idealen Verhältnissen gibt es Arten die schon nach kurzer Zeit ihre Keimfähigkeit verlieren dazu gehören Frailea und auch Astrophytumsamen, über mehrere Jahre Keimfähig bleiben zum Beispiel Lithops, großsamige Mammilarien und Ariocarpen.

Weiterlesen in meinem Blog die Pflege im Juli

Mehr Tipps in unserem Buch.

ISBN: 9783494016009 Kakteen und Sukkulenten Michael Januschkowetz

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