Mein Leben mit Alwin Berger

Fast noch Druckfrisch erhielt ich vom Ulmer Verlag das Buch ‚Mein Leben mit Alwin Berger‘.
Berger verfasste sehr viele botanische Beiträge, zwei Drittel davon setzten sich mit Kakteen und den anderen Sukkulenten auseinander. Auch viele Monografien unter anderen über Agaven, Aloen, Cereen und andere stammen von ihm.

Mein Leben mit Alwin Berger, Ulmer Verlag,ISBN 978-3-8186-1319-8. € 39,95

Bereits 1933 schrieb Elise Berger für ihre beiden Kinder den Lebenslauf ihres Mannes Alwin Berger auf.
Im Auftrag des Alwin Berger Archivs wurde diese Biografie dann von Rainer Redies überarbeitet und herausgegeben.
Geboren wurde Berger 1871 in Möschlitz/Thüringen. Ein raues und regnerisches Gebiet. So steht es im Buch geschrieben. ‚Ach lieber Gott, gib Sonnenschein dem Fürstentum Reuß-Lobenstein, woll´n die von Gera auch was ha’n, dann sollen Sie Dir es selber sa’n.
In dem Buch wird berichtet, wie sein Elternhaus 1875 abbrannte und seine Eltern neu beginnen mussten. Eigentlich sollte Alwin Landwirt werden, aber sein Streben galt der Biologie der Pflanzen. Seine Begabung für Naturwissenschaftliche Zusammenhänge wurden früh erkannt.
So wurde er auf das Gymnasium nach Schleiz geschickt. Im weiteren Verlauf wird in der Biografie sein Werdegang mit den vielen Stationen aufgezählt.
Die trockene Aufzählung seiner vielen Wirkungsstätten wird durch etliche Anekdoten aufgelockert.
So zum Beispiel auch, dass an seiner Arbeitsstelle im botanischen Garten Dresden, sein Vorgesetzter zu ihm sagte, da Berger kein Sachse war: ‚In Dresden braucht man keine Preußen‘.

Die Gattung Bergeranthus wurde nach Alwin Berger benannt©Kaktusmichel.de


Weitere Stationen waren die botanischen Gärten in Freiburg und Karlsruhe, Pallanza am Lago Maggiore in einer Handelsgärtnerei, Möschlitz, Greifswald, Gießen, der Palmengarten in Frankfurt/Main und dann 18 Jahre als Kurator in La Mortola (Genua).
Dort konnte er viel bekannte, Gärtner, Botaniker, Politiker und Adelige kennenlernen und durch den Park führen.
Es erweckt den Anschein jeder, der etwas auf sich hielt, musste mit Berger in Verbindung kommen.
Nach dem Tod des damaligen Besitzers Thomas Hanbury 1907, konnte Berger nicht mehr so schalten und walten, da die Witwe Hanbury eine andere Meinung zur Gestaltung des Parks hatte.
Ein größeres Kapitel berichtet von dem ersten Tagen nach Ausbruch des 1. Weltkriegs aus der Sicht Italiens.
1915 musste die Fam. Berger Italien aus politischen Gründen rasch verlassen und zogen nach Cannstatt.
Es folgte ein Angebot aus Süd-Bulgarien, dort eine Art La Mortola für den bulgarischen König zu erschaffen. Jedoch vereitelte dies der Krieg. Da das Gebiet, welches für diesen Park vorgesehen war von den Griechen zurückerobert wurde.
So blieb Berger in Deutschland um in der Wilhelma (Stuttgart) seinen Dienst zu  Verrichten. 1916 wurde er von König Wilhelm von Württemberg zum Hofgartendirektor ernannt. Aber diesen Titel verlor er 1918 wieder nach dem der König aus politischen Gründen abdankte.
So wurde ihm sein Wirkungsbereich in der Wilhelma drastisch eingekürzt. Ein Grund könnte auch sein, dass er sich nicht mit dem Gedanken abfinden konnte, die Wilhelma auch als Tierpark umzugestalten.

Tillandsia bergeri wurde nach Alwin Berger benannt©DornenProjekt.de


Nachdem er 1923 in den Ruhestand versetzt werden sollte, nahm er auf Drängen seiner Frau, ein Jobangebot in den USA an.
So ging er nach Geneva in eine landwirtschaftliche Experimentierstation mit angegliederter Universität, um dort für die systematische Botanik Schwerpunkt Obst zu arbeiten. Er promovierte dort mit an einer Abhandlung über Brombeeren.
Nach erfolgreichem Abschluss dieses Auftrags ging er 1926 nach Stuttgart zurück und bekam eine Anstellung in der württembergischen Naturaliensammlung.
1929 besuchte er wieder sein geliebtes La Mortola und war sehr enttäuscht über den Zustand der Riviera und ’seinem‘ Park.
Im folgenden Jahr organisierte er noch die Hauptversammlung der Deutschen Kakteengesellschaft in Stuttgart. Aber seine angegriffene Gesundheit und seine vielen Arbeitseinsätze in nah und fern, machten ihm schwer zu schaffen.
Am 21. April 1931 verstarb Alwin Berger an einem zu spät erkannten Blindarmdurchbruch.

Fazit:
Die Niederschrift ist gegliedert wie ein Tagebuch mit vielen durchaus auch unterhaltsamen Anekdoten aus dem Leben von Alwin Berger. Allerdings geschrieben aus Sicht der Ehefrau. Es ist verständlich das Elise Berger Ihren Mann idealisierte. Aber es ist anstrengend eine Glorifizierung über das ganze Buch zu verfolgen. Auch das Selbstwertgefühl von Frau Berger scheint unschlagbar. Ein Sammelsurium berühmter Menschen der damaligen Zeit werden vorgestellt und in den Details mit zahlreichen interessanten und durchaus auch humorvollen Einzelheiten gewürzt.
Störend ist, dass einzelne Sätze oder auch ganze Abschnitte in Englisch, italienisch oder französisch im Textverlauf abgedruckt werden.
Wer nicht mehrsprachig aufgewachsen ist, muss dann immer im hinteren Teil des Buches nach der Übersetzung suchen, das hemmt den Lesefluss.
Wen die Details interessieren der wird auf den letzten Seiten mit einer Liste, aufgestellt von Dr. Detlev Metzing, der Veröffentlichungen von Alwin und Elise Berger befriedigt.
Mein Tipp für Menschen die sich gerne mit Biografie und der Geschichte beschäftigen. Aber einige der Inhalte dürfen ruhig hinterfragt werden.

Mein Leben mit Alwin Berger. La Mortola – Stuttgart – Geneva.
Elise Berger. 2020. 256 S.,
Im Auftrag des Alwin-Berger-Archivs herausgegeben und bearbeitet von Rainer Redies.
Mit einer Bibliografie von Dr. Detlev Metzing und einer Pflanzenliste von Dr. Bjorn Schäfer.
13 sw-Fotos.
ISBN 978-3-8186-1319-8
€ 39,95
ET-Ist: 16.07.2020

Ein Kommentar zu “Mein Leben mit Alwin Berger”

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