Das Gießen von Kakteen und anderen Sukkulenten.

Das gießen von Kakteen und anderen Sukkulenten.

Die meistgestellte Frage in der Gärtnerei ist:
Wann und wie oft soll ich meinen Kaktus gießen.

Dieses Problem ist auch für mich nicht so einfach zu beantworten, dass liegt schon allein an der Tatsache das es zu viele unbekannte Faktoren gibt (Erdzusammensetzung, Pflanzengröße und Art, Topfgröße, Umgebungstemperatur usw.).


Wer nicht lange lesen will beherzigt diese Regel:

Kakteen und die anderen Sukkulenten wollen nicht dauernd feucht stehen, sondern das Substrat sollte bis zum nächsten Gießen wieder austrocknen können.
In der Regel ist das nach 2-3 Wochen der Fall.
Danach ruhig durchdringend gießen oder in einen Untersetzer Wasser füllen, dann nach etwa 2 Stunden das überschüssiges Wasser ausleeren.
Wer Regenwasser hat sollte dieses bevorzugen.

Beginnen wir mit ein paar Grundregeln.

Lieber weniger als mehr.
Manche Kakteenpfleger kommen dann mit der selbstgefertigten Antwort
“ein Kaktus braucht nie Wasser“ in der Wüste gibt es auch kein Wasser!!
Was lebt schon ohne Wasser, kein Lebewesen nur ein vertrockneter Kaktus kommt auf Dauer auch ohne Wasser aus.

Richtig ist, dass es in der Natur oft über sehr lange Zeiträume nicht regnet,

aber in den tieferen Lagen des Bodens ist es dennoch feucht. Oder durch die Unterschiede, Nachts kalt und am Tag heiß kommt es zu einer leichten Taubildung und da die Sukkulenten über ein sehr weit ausgedehntes Wurzelsystem in der Natur verfügen, können sie sich auch immer etwas Wasser aneignen.
Das klappt im kleinen Topf der in der Wohnung steht nicht, ist der erst einmal ausgetrocknet kommt ohne unsere Hilfe nichts mehr nach.

Ich glaube er will und damit sagen das er mehr als genug Wasser bekommt.

“Ein Kaktus braucht nur ganz wenig Wasser.”

auch das ist wieder eine Teilwahrheit.
Haben wir ein sehr saugfähiges Substrat, kann es sein das lediglich die Erde etwas feucht wird und ehe unser Kaktus etwas davon bekommt, die Flüssigkeit schon wieder verdunstet ist.
Besser ist es die Sukkulenten einmal kräftig zu gießen und danach das Substrat wieder trocken werden zu lassen, wer nicht feststellen kann, ob die Erde bereits trocken ist, kann mit Hilfe eines Holzstabes (Zahnstocher oder ähnliches) der in die Erde gesteckt wird einfach erkennen wie feucht die Kakteenerde ist, bleibt die Farbe des Holzes hell ist die Erde trocken, bei nassem Substrat wird sich das Holz dunkler färben.

Eine große Rolle spielt beim Gießen die Zusammensetzung des Substrats,

Ein poröses Material wird mehr Wasser aufnehmen und langsam an die Pflanze abgeben, wenn nur saugfähiges Material verwendet wird kommt es aber auch auf die Größe der Poren an. Bei großen Poren (Lava, Bims) wird das Wasser nicht zu lange im Topf festgehalten da durch den guten Luftaustausch es auch zu einer gewissen Verdunstung kommt, dies hat den Vorteil wir können auch bei kühlerem Wetter noch gießen, dass Substrat wird nicht zu lange nass bleiben.

Meist haben wir aber ein Gemisch aus feineren und groben Bestandteilen

mit einem Zusatz von Humus, darin hält sich die Feuchtigkeit etwas länger.
Aber für einige Kakteen die wir nur in Bims oder Lava halten wollen ist es ratsam noch etwas Lehm/Löss/Tonmineral der Kakteenerde beizumischen, da durch die geringere Porosität das Wasser an einigen Stellen etwas länger gehalten wird und es so nicht zu einem Wurzelverlust an der Pflanze kommt. Dieses kann nämlich auch bei zu langer Trockenheit vorkommen.

Selbstversorger

Ein weiterer Faktor ist der Standort der Kakteen.

stehen sie im Freiland werden wir kaum gießen müssen da der morgendliche Tau und ab und zu Regen für genügend Feuchtigkeit sorgen. Seltsamerweise kommt es auch bei langen Regenperioden kaum zum Abfaulen der Pflanzen. Hier spielen die Luftbewegungen an der Oberfläche des Topfes und die wechselnde Temperatur eine wichtige Rolle.
Im Gewächshaus kann es bei langem Wasserstau an den Pflanzenwurzeln, selbst oder gerade bei hohen Temperaturen zu einem faulen der Pflanzen kommen. Warum?

Kakteen sind mit feinen Poren (Stomaten) auf der Oberhaut (Epidermis) versehen.

Diese Poren werden bei zu großer Hitze geschlossen um die Wasserverdunstung zu reduzieren. Die Folge davon ist, dass bei diesen Faktoren es dazu führt das auch kein neues Wasser aufgenommen wird, da der Stoffwechsel stark verlangsamt ist.
Das Wasser bleibt somit lange in der Erde und es kann auch beim warmen Wetter zur Fäulnis kommen.

Haben wir aber zwischen Nacht und Tag hohe Temperaturunterschiede

wird mehr Wasser von den Sukkulenten besser umgesetzt.

Im Zimmer haben wir oft wenig Temperaturschwankungen

und es ist angeraten auch sparsamer zu gießen außer an einem sehr sonnigen Fenster, hier kann es natürlich auch genau zu diesen Gegensätzen kommen.

Auch die Jahreszeit ist natürlich maßgeblich daran beteiligt wieviel wir gießen.

Überwintern wir die Kakteen an einem kühlen Ort werden wir das Gießen einschränken oder ganz sein lassen. Bei einer Temperatur unter 12 Grad werden wir die Sukkulenten zum Beispiel von November bis Februar trocken halten (Ausnahmen sind Setiechinopsis und Notocactus, hier darf es alle 4 Wochen dennoch ein kleiner Schluck sein). Bei einer Zimmerkultur womöglich auch noch über einem Heizkörper wir uns auch im Winter nichts anderes übrigbleiben und alle 4-5 Wochen auch etwas zu gießen. Dies wird zwar nicht gerade die Blütenbildung fördern aber da eine starke Verdunstung gegeben ist müssen wir dem entgegen Steuern.

Auch kommt es auf die Art der Sukkulente an.

 Kakteen brauchen weniger Wasser wie die „sogenannten anderen Sukkulenten“, da diese durch ihre Blätter mehr verdunsten und auch stärker wachsen. Auch können wir uns die kühle Überwinterung bei den anderen Sukkulenten sparen, da sie auch ohne diese Behandlung wieder zur Blüte kommen, aber auch bei diesen Arten im Winter weniger gießen.

Aber keine Angst es ist alles nicht so kompliziert

wie sich das hier liest, unser Kaktus will ja auch überleben und wird seines dazu geben, wenn Sie sich nur etwas an diese Regeln halten. Meistens genügt es wenn Sie einfach ihren Kaktus alle 3-4 Wochen gießen und Sie gehen mit ihrer Sukkulente eine lange Freundschaft ein.
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10 Kommentare zu “Das Gießen von Kakteen und anderen Sukkulenten.”

  1. ich brauche hilfe mit meinem Kaktus er sieht komisch aus, ich wohne in Menzingen in der Schweiz in der Nähe von Zug kennst du kaktus experten in der Nähe die mir helfen könnten?

  2. Ich habe einen sehr schönen großen „Schwiegermuttersitz“ von einer Dame bekommen, die ins Altenheim mußte. Sie, die Putzfrau und auch der Nachbar haben mir alle den Rat mitgegeben :“Denken Sie dran, nicht gießen! Der Kaktus ist noch nie gegossen worden!“ Kann das sein?

    1. Hallo Frau Klein, jedes Lebewesen braucht zum Wachstum Wasser auch ein Kaktus. Entweder er war über Sommer drausen gestanden und die Natur hat für ihngesorgt oder es hat ihm jemand heimlich wasser gegeben 🙂
      Ganz ohne Wasser wird er irgendwann vertrocknen. Natürlich kann es bei entsprechender Größe und absonnigem Standort auch mal über ein Jahr dauern bis er wirklich vertrocknet ist aber wachsen kann er dann nicht.
      Vielleicht war die Wohnung sehr feucht dann kann es sein das er mit sehr, sehr wenig Wasser auskam, aber dennoch gehe ich davon aus das er auch dann mind. alle 2 Monate etwas Wasser bekam.

    2. Na hallo, das der Schwiegermuttersitz noch gegossen wurde, nicht ganz richtig. Da auch Kakteen nicht ohne Wasser auskommen. Giess ihn alle 5-6 Wochen reichlich, bitte kein Wasser im Untersetzer stehen lassen. Da sonst die Wurzelfäule entsteht. Bitte alle zwei Monate düngen. Das von März – Oktober. Im Winter so bei 12 Grad stellen und nicht gießen . Im Winter Wasser zu viel und kühl schadet. Im Sommer zuviel Wasser auch, bitte wie oben beschrieben. LG Sven

  3. Lieber Kaktusmichel,
    meine Leidenschaft für Kakteen entfachte eine damalige Schulfreundin anfang der 70er Jahre ! Bis zum heutigen Tag besitze ich noch Kakteen . Ich erfreute mich hauptsächlich an Rebutien, Parodien, Lobivien , Echinopsis und Mammilarien. Auch einige Säulenkakteen hatte ich, jedoch hatte ich an den Kugelkakteen mehr Spaß da diese immer wunderschön blühten , was ich an den Säulenkakteen vermisste . Ich habe einige davon heute noch aber mit Blüten hat sich noch immer nichts getan! Es sind Cereus und Cleistokaktus! Der Cereus misst fasst 90 cm !! Kaum zu glauben dass immer noch keine Blüten erschienen sind . Nun sah ich kürzlich bei einem Spaziergang einen Balkon mit einigen ca. gut über einen Meter hohe Säulenkakteen die wunderschöne weiße , große Blüten ähnlich wie die der Echinocereen (Bauernkaktus) die nur eine Nacht blühen in weiß oder auch rosa und fälschlicherweise Königin der Nacht genannt werden . Aber solche Kakteen waren es nicht . Es muss eine Cereus – Art gewesen sein, der Besitzer konnte oder wollte mir auch keine Auskunft geben . Hast Du vielleicht eine Idee um welche Art es sich handeln könnte ? Das würde mich sehr interessieren . Ich habe sogar Photos gemacht . Vielen Dank und liebe Grüße
    Renate Gemsjäger

    1. Freut mich, dass Du auch so viel Freude mit den Kakteen hast Renate.
      Bei dem Säulenkaktus denke ich, hat es sich um einen Trichocereus pachanoi oder peruvianus gehandelt den Du gesehen hast.
      Viele Grüße vom Kaktusmichel

    2. Ja hallo, es ist ein Cereus . Aber bitte beachte das es Kakteen gibt die in Zimmerkultur nie zum Blühen kommen . Andere Kakteen Blühen erst nach 30- 40 Jahren. Im hohen Alter. Das ist abhängig von der Art und Haltungsbedingungen. Es ist aber nie zu 100% optimal. Aber zu 95%bekommt man es aber hin . Gruß Sven

  4. Hallo lieber Kaktusmichel,

    haben einen Kaktus der als Säule wächst. Während meines 4-wöchigen Auslandsaufenthalt hat sich dieser bis zur Wand geneigt. (zu feucht oder zu trocken…?!) Nun habe ich ihn wieder normal weiter gepflegt. Doch er hat sich nicht mehr aufgerichtet! Er lehnt immer noch an der Wand und hat so 2 Biegungen.

    Wenn ich ihn jetzt mittels eines Stocks wieder begradigen möchte: Sollte er dazu ausgetrocknet oder gut getränkt sein?

    Beste Grüße,
    Thomas

    1. Hallo Thomas
      Weder noch du bekommst ihn nicht wieder gerade . Lass in wachsen und freue dich. In der Natur ist auch nicht immer alles gerade.
      Es kommt im Winter bei zu wärmen Überwinterungstemperaturen ab und zu da zu das sie vergeilen komische wachsen. Es ist nicht immer alles perfekt. Auch wir Menschen nicht .
      LG Sven

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